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Wer kennt ihn nicht oder hat schon von ihm gehört, Paulus. Der große Apostel und Chefstratege vor dem Herrn in Sachen Ausbreitung des Evangeliums Jesu Christi in die bekannte Welt vor etwa 2000 Jahren.

Da war dieser Paulus zusammen mit seinen Mitarbeitern Silas und Timotheus auf einer seiner Reisen auf dem Weg durch Mysien und Galatien. Grob gesagt, Zentralanatolien in der heutigen Türkei, und zwar auf einem Haupthandelsweg, so etwas wie die Autobahn A5 im alten Kleinasien. Doch die Reise verläuft so völlig anders, als Paulus das geplant hatte. Wie, davon erzählt uns die Bibel in der Apostelgeschichte ab Kapitel 16.

Auch unsere Reise verläuft so völlig anders, als wir das geplant hatten. Genau das beschreibt den Aufbau einer sozialen Arbeit wie PUZZLE Kids in Zeiten von Corona. Ok, wie komme ich auf den Vergleich – und viel wichtiger, was hat der liebe Paulus uns hier zu sagen, wenn alles anders läuft, als geplant und man irgendwie stecken bleibt? Rückschläge und gescheiterte Pläne gehören zu einer geistlichen Reise. Das wusste schon Paulus.

Paulus und seine Mitarbeiter wollen christliche Gemeinden besuchen. Der Plan, den sie dabei verfolgen, ist typisch für Paulus. Er will in die großen Städte, in diesem Fall Ephesus. Seine Strategie: Die großen Städte sind wichtig. Von dort aus wird das Land durch die Gemeinden erreicht. Also, ab nach Süden, Provinz Asia, auf nach Ephesus. Aber der Plan scheitert, es wird ihnen vom Heiligen Geist verwehrt, so berichtet uns die Bibel. Stopp! Hier geht es nicht weiter.

Wir hatten sie schon fast – die, wie wir dachten, optimalen Räume, in denen PUZZLE Kids starten kann. Eine 170 qm Altbauwohnung, großzügige Räume, Büro, top gelegen. Und es sah alles so gut aus. Auch der Vermieter war uns wohlgesonnen. Lange, sehr lange, legten wir alle Hoffnung und Planungen in diesen Ort. Doch letztlich scheiterte es an den hohen amtlichen Auflagen: Nutzungsänderung, Bau von zusätzlichen Toiletten, zweiter baulicher Fluchtweg etc. Zu teuer, zu lange bis es sich rechnet, der Vermieter sagte uns ab. Die Enttäuschung war groß. Stopp! Hier geht es nicht weiter. Und jetzt?

Der Apostel Paulus war natürlich ein guter Stratege, er hatte einen Plan B. Wenn nicht nach Süden, dann eben nach Norden, in die römische Provinz Bithynien, da gibt es ebenfalls wichtige Orte mit christlichen Gemeinden. Aber auch das klappt nicht. Der Geist, durch den Jesus sie führte, ließ es wieder nicht zu.

Auch wir hatten einen Plan B, sogar noch einen Plan C und D – wir denken ja strategisch… Diverse andere Immobilien in Butzbach standen zur Wahl. Aber nichts klappte, zu klein, zu teuer oder zu baufällig, Nutzungsänderung nicht möglich, keine Erweiterbarkeit von sanitären Anlagen usw. Stopp! Auch hier geht es nicht weiter.

Und Paulus? Wie ging er mit dieser Situation um? Zunächst konnte er nur auf der A5 bleiben. Es ging nicht nach Süden und nicht nach Norden, also: geradeaus nach Westen. Und so landete er mit seinem Team irgendwann am Meer, in Troas. Aber was, um Himmels Willen, sollte er dort? Wie können wir als Christen mit gescheiterten Plänen umgehen? Genau hier lerne ich von Paulus:

Manchmal müssen wir es in dem ungemütlichen Wartebereich zwischen Stop und Go aushalten. Wir lernen als mündige Christen, dass Geduld, aber auch gescheiterte Pläne zu unserem Leben mit Gott dazugehören. Wir denken über die nötige Trauer nach. Zusammen mit Paulus schielen wir ein bisschen nach vorne, dem sich eine neue Tür auftat. Aber bis dahin sind wir im “Zwischenland”. Und wir wissen, dass es letztlich Gottes Plan, sein Rhythmus ist, der alles entstehen lässt. Bis dahin arbeiten wir treu weiter, bauen an PUZZLE Kids und sind gespannt, auf die neuen Wege. Und am Ende wird es eine gute Arbeit, für die Kinder, die wir betreuen, und für die Menschen, die uns helfen und uns begleiten.

Sind wir damit am Ende der heutigen Geschichte, am Ende dieses Sommerrundbriefs? Nein, den es tut sich was. Licht am Horizont. Gottes Rhythmus, sein Timing? Für Paulus auf jeden Fall, so berichtet uns die Bibel, war es so. Am Ende seiner eigenen Möglichkeiten, da am Strand von Troas, wo es nicht mehr weiterging, hört er eines nachts im Traum einen Menschen in Griechenland, der ihn um Hilfe bittet. “Komm herüber und hilf uns.” Das Evangelium überschreitet die Grenze nach Europa.

Auch uns tut sich gerade eine Tür auf, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Tür zu einem Zuhause für PUZZLE Kids. Größer und besser als wir uns je hätten träumen lassen. Noch ist es nicht entschieden, deshalb will ich noch nicht zu viel verraten – im nächsten Rundbrief mehr. Wir sind gespannt, hoffnungsvoll, vertrauen uns Jesus an, seinem Rhythmus, seinem Timing. Wie Paulus.

 

In diesem Sinne, herzlichst,

Rüdiger Wolf

 

Einige Gedanken über den Umgang mit Höhen und Tiefen in unserem Christensein entstammen dem Buch “Lebendig! Vom Geheimnis mündigen Christseins” von Michael Herbst